Mittwoch, 27. März 2013

Liebes deutsches Wetter

Liebes deutsches Wetter,

wir kennen uns nun schon seit Jahren und in all der Zeit hast du mich immer wieder gequält. Was hab ich Dir nur getan. Als ich dringend ein Weihnachtsgeschenk für meine erste Freundin brauchte, hast du über Nacht einen halben Meter Neuschnee fallen lassen. Mein Vater wollte mich nicht in die Stadt fahren. In meinem ersten Jahr mit Führerschein in dem ich mir Geld als Ausfahrer bei einem Pizzadienst verdiente, hast du dich für einen der härtesten Winter seit zwanzig Jahren entschieden. Bei meiner letzten Geburtstagsfeier hab ich ein Zelt im Garten für meine Gäste aufgestellt. Du hast mir einen kurzen aber heftigen Sturm geschickt. Zelt kaputt. Abends war es dann warm und sonnig. Immer wieder haben mich deine kalten Winde und dein Regen krank gemacht, immer wieder bin ich auf dem weißen Dreck, den manche -romantisch verklärt - Schnee nennen, ausgerutscht.
Aber jetzt hab ich genug. Fünf Monate Winter, das geht einfach nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir die Heizkosten für meine Altbauwohnung bald nicht mehr leisten kann, geht das so nicht weiter. Daher stelle ich Dir jetzt ein Ultimatum. Bessere dich. Gib dir Mühe. Gib mir Sonne und Wärme. Und zwar bald. Ich will dieses Jahr kein einziges Mal mehr Schnee vor meiner Wohnung sehen. Und ja, ich meine das ganze Jahr. Bis Sylvester. Ich will Badewetter. Ich will Grillwetter. Ich will 30 Grad an Weihnachten.  Und wenn du das nicht hin bekommst, dann - und es tut mir weh das auszusprechen - werde ich dich verlassen. Ich werde gehen und mir ein anderes Wetter suchen. Vielleicht das italienische, oder das spanische. Oder Kalifornien. Die machen das alle besser als du.
Ich will das nicht. Wirklich. Aber du lässt mir einfach keine andere Wahl mehr. Also, bitte, bitte, bitte. Streng dich an, sei gut zu mir. Dann kommen wir vielleicht auch in den nächsten Jahren wieder miteinander aus.

herzliche und doch verärgerte Grüße

m r

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